LeidARTigel
Sehr verehrte Damen und Herren,
und mit dem Verfassen dieser Zeilen ergibt es sich wiederum fast
auf den Tag genau, dass mich der eruptiv büschelartige Wildwuchs
des Grases meiner Latifundien an die Abhaltung des vierten Beschnitts
gemahnt, was wiederum den geneigten Leser zur Frage verleiten könnte,
ob meinereins dabei nach einer gewissen Regel vorginge?
Liebe Leute - und hier muss ich wiederum auf die Worte meines unübertrefflichen
Mentors Tmx Robert Löffler in der Neuen Kronen-Zeitung vom
Juni d.J. verweisen - "Das Wort Regel ist polysem, es hat mehrere
Bedeutungen.
Fragt man einen Mönch, was eine Regel sei, so wird er uns die
Benedictus-Regel ("Cum lacrimis vel gemitu" - unter Tränen
und Seufzen solle man seine Sünden bekennen) oder die Augustiner-Regel...
Fragt man einen Schiedsrichter nach der Regel, wird er uns sagen,
wo man das Bein strecken darf, wo den Gegner am Leiberl zu ziehen
einen Elfer bedeutet...
Fragt man den Tanzmeister zur Regel, wird er à la "Damen
rechts, Herren links" antworten...
Spricht eine Sexualtherapeutin von der Regel, ist sie in ihrem Fache
entsprechend meistens das, was die Chinesen verhüllend "Der
rote General fasst die Tür an" bezeichnen...".
Das Ganze wird bescheiden meinerseits dahingehend ergänzt,
dass wir auf die Bauern-Regeln, jene volkstümlichen, oft gereimten,
teils auf Aberglauben, teils auf Beobachtungen beruhenden Wetterregeln
nicht vergessen sollten ("Die Kuh springt hoch. Die Kuh springt
weit. Warum auch nicht, sie hat ja Zeit!").
Eh es meinereins endgültig durchgeht und unsereins über
Regelation, Regelung, Regelabweichung, -technik bzw. -unterhalt
oder Regelmässigkeit zu extemporieren beginnt, pfeife ich auf
alle Regeln, überlasse das Fassonieren der Wiese Weib und Kind
und halte ich mich lieber an Büchners Gebet der Faulheit:
"Herr, ich habe die grosse Beschäftigung, müssig
zu gehen,
ich habe eine ungemeine Fertigkeit im Nichtstun.
Ich besitze eine ungeheure Ausdauer in der Faulheit.
Keine Schwiele schändet meine Hände,
der Boden hat noch keine Tropfen von meiner Stirn getrunken,
ich bin noch Jungfrau in der Arbeit."
Den geschätzten Lesern ein "Filioli, diligite alterutrum!"
(Kinderchen, liebet euch!) zurufend
grüsse ich ARTig aus der Provinz mit
Frisch Auf!
W. Seidl |