LeidARTigel
Sehr verehrte Damen und Herren,
und wie der geneigte Leser weiss, kann ich seine grenzenlose Neugier
auf die genaue Lage meines Latifundiums und das darauf stattfindende
rustikale Treiben weder gut heissen noch billigen.
Ob den meinereins täglich oder mehrmals wöchentlich persönlich
Hand anlege, ob sich unsereins serviler oder doch domestizierter
Hilfe bediene und wie hoch der agriculturelle usus fructus den sei,
dass alles und mehr geht Euch, liebe LeserInnen, eigentlich einen
feuchten Mist (stercus) an. Doch soviel, liebe Leute, sollt Ihr
wissen: Meinereins hält sich da gestrenge an das Vorbild (exemplum)
seines unübertrefflichen Mentors Tmx Robert Löffler: "Ich
ziehe gerne Rosen und fassoniere die Sträucher. Ich fluche
nicht der von Ignoranten als Unkraut gescholtenen Gundelrebe, sondern
koche mir mit ihr ein Süppchen. Ich habe es schön in meinem
Garten, ausser... ...liebe Leute, das Rasenmähen ist nicht
mein Vergnügen."
Vielmehr, und nur soweit lasse ich über meinen Gartenzaun blicken,
ergründe ich im stundenlangen Studium (studium omni tempore)
die bestmögliche Methode (ratio optima) der Veredelung (transplantatio)
des Edelreises auf einen Wildling, seis durch Okulieren (oculatio)
aufs treibende oder schlafende Auge, Kopulieren (copulatio) mit
Gegenzungen, seis durch Pfropfen (insitio) hinter die Rinde mittels
seitliches Anplatten oder Einspitzen und harre in gespanntester
Erwartung der zarten Triebe im kommenden Frühjahr.
Stolz lobt und preist meinereins die glückliche Hand Gottes
bei der Erschaffung unzähliger Obst- & Gemüsesorten,
die in akribischer Arbeit dem vulkanischen Boden in Spalieren und
Rabatten entrissen werden wollen: Passa Grana, Passionsfrucht, Pattagonica,
Pilahaya, Physalis, Papayas, Pomelos, Pfirsiche, Pflaumen, Para-&
Pecan-Nuss, Pistazie, Piel de Sapo, Preiselbeeren, Paprika, Peperoni,
Porree, Primura, Petersilie, Pasternak und Pimpernell.
Und gottesfürchtig erfreut sich meinereins im milden Gold der
Abendsonne (solis occasus) am friedlichen Miteinander des schönärschigen,
schwalbenbäuchigen Mangalitza-Schweines Martha, der den Verstand
durch Grasfrass kurz haltenden Heidschnucke Hertha und des Leonberger-Dalmatiner-Wolfspitz
Willi, jenen träumenden Idioten meiner Latifundie.
Ob solcher Zeugnisse einer einzigartigen Symbiose von Mensch und
Natur, welche meinereins in den Glauben treiben, rufe ich den geschätzten
Lesern ein "Disce et discede!" (Lerne und geh´weg
von hier!) zu und grüsse ARTig aus meinem Refugium in der Provinz
mit
Frisch Auf!
W. Seidl
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